Twitter hat in einem Blogartikel von gestern mitgeteilt, dass man in Zukunft Nutzer aus unterschiedlichen Ländern unterschiedliche Tweets vorenthalten werde.

Dies sei bspw. aufgrund von historischen oder kulturellen Gründen oder lokalen Gesetzen sinnvoll. Unterschiedliche Länder hätten eben unterschiedliche Vorstellungen von Freiheit, speziell von freier Meinungsäußerung, so der Autor.

Man werde z.B. "Pro-Nazi"-Inhalte in Frankreich und Deutschland ausblenden, so der Artikel.

Quelle: blog.twitter.com

Einige Seiten, z.B. netzfeuilleton.de (via netzpolitik.org), sehen diesen Schritt kritisch.

Diese "länderspezifische Zensur-Infrastruktur", wie sie netzpolitik.org nennt, würde hauptsächlich für Länder wie China entwickelt und diene der Zensur.

Außerdem müssten diktatorische Herrscher bspw. in Zukunft nur noch schnell ein Gesetz zur Zensur von Twitter verabschieden, und Twitter würde diesem folgen.

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Nachtrag:

foerderland.de hat sich mit Rachel Bremer, Twitters europäischer Pressesprecherin, unterhalten.

Diese hat versichert, dass für die Sperren kein IP-Geoblocking eingesetzt, sondern lediglich die Angabe im Profil verwendet werde. Dies entspricht auch einem Artikel im Hilfe-Bereich von Twitter: support.twitter.com.

Diese Profil-Angabe basiert zwar auf der IP-Adresse, kann jedoch geändert werden. Als Begründung für diese Entscheidung nennt Bremer mögliche Ungenauigkeiten beim Lokalisieren - um diese zu vermeiden, solle der Nutzer selbst sein Land ändern können.

Damit wäre es bspw. theoretisch für Menschen in Staaten mit Unterdrückung/Zensur weiterhin möglich, trotzdem Twitter ohne größere Zensur zu nutzen.

Quelle: foerderland.de

Man kann sich also zusammengefasst die Frage stellen: Warum führt Twitter eine Infrastruktur für Zensur ein, wenn diese so löchrig und leicht umgehbar ist? Eine These gibt es z.B. in den Kommentaren von foerderland.de. 😉

Nachtrag: Einen Kommentar des WDR zum Thema gibt's unter http://wdrblog.de/joergschieb/archives/2012/01/twitter_zensur.html (entfernt). Dort wird von einer "sanften "Selbstzensur"" gesprochen - irgendwie passend. 😉

Nachtrag: Auch t3n.de sagt: "Wenig Gründe für große Aufregung": t3n.de.

Nachtrag vom 28. Januar:

Einige Nutzer und Seiten haben für heute zum Boykott von Twitter aufgerufen: #TwitterBlackout.

Mehr dazu gibt's unter n24.de. Einen Kommentar zum Blackout-Day gibt's z.B. unter http://zapp.blog.ndr.de/2012/01/27/twitter-verbessert-sich-und-alle-schreien-zensur/ (entfernt).

Update vom 28. Januar: Mehr zum Thema gibt's unter "Twitter: Keine systematische Filterung".

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